Mein Ansatz
„Was ich heute bin, ist ein Hinweis auf das, was ich gelernt habe, aber nicht auf das, was mein Potential ist." (Virginia Satir)
Jedes anerkannte Beratungs- oder Therapieverfahren bedient sich wissenschaftlicher Methoden.
Die Psychologie ist eine Wissenschaft und bietet klare Kriterien für die Wirksamkeit verschiedener Methoden. Als Laie verliert man schnell den Überblick, was die Unterschiede zwischen den zahlreichen Verfahren (Systemische Therapie, Traumatherapie, Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, Transaktionanalyse, Coaching usw.) überhaupt sind. Es gibt viele anerkannte Therapieverfahren, alle haben unterschiedliche Ansätze und dennoch Gemeinsamkeiten. Die Grenzen zwischen ihnen sind fließend und es gibt Überschneidungen.
Meine Beratungen sind somit auch nicht "strikt" systemisch. Viel mehr sind meine Fragen, Interventionen und Methoden geprägt von einer systemischen Grundhaltung. Mein Menschenbild und meine Haltung sind in der systemischen Beratung verankert. Was bedeutet das?
Wertschätzung und „gute Gründe"
Ich begegne jedem Menschen mit Wertschätzung und gehe immer davon aus, dass jedes noch so "problematische" Verhalten gute Gründe hat. Ein Verhalten ist eine Lösungsstrategie, um mit Erfahrungen und Situationen umzugehen. Ich unterstelle somit, dass jede Person gute Gründe hat sich zu verhalten, wie sie es tut und dass dieses Verhalten aus ihrer Sicht nützlich und sinnvoll ist. Es gibt somit keine Unterscheidung zwischen "gutem" und "schlechtem" Verhalten.
Einbezug des Systems
In einem Beratungsprozess wird immer das "System" miteinbezogen. Das System kann völlig unterschiedliche Formen annehmen. Die Familie im engeren oder weiteren Sinne, die PartnerIn, die ArbeitskollegInnen, Schulklassen usw. Das beklagte Verhalten wird im Kontext des Systems betrachtet.
Zum Beispiel:
Wie beeinflusst das Verhalten der Eltern und die Wechselwirkung in der Familie, dass ein Sohn sich nicht in die Familie integriert, nicht redet und immer für sich sein möchte sowie in der Schule laut, aggressiv und dominant auftritt?
Welche Rolle spielt die Klassengemeinschaft? Welche Rolle spielen die LehrerInnen?
Was würde der beste Freund des Sohnes sagen, wenn ich ihn zu dem Problem befragen würde?
Wer sieht dieses "Problem" überhaupt als Problem? Wer nicht?
Hypothesenbildung
Ich formuliere Annahmen und Hypothesen bezüglich ihrer geschilderten Anliegen. Diese prüfe ich durch gezielte Fragen, kann sie aber eventuell auch wieder verwerfen. Aussagen wie: "Deine Eltern haben sich getrennt, deshalb BIST du so oder so" - wäre nur eine Hypothese von vielen. Die Trennung der Eltern könnte eine Rolle spielen, es könnten aber andere gute Gründe vorliegen. Denn die Trennung der Eltern könnte auch gar nichts mit dem geschilderten Problem zu tun haben. Dies gilt es herauszufinden.
Die Menschen als Experten in eigener Sache und Eigenverantwortung
In der systemischen Beratung geht es nicht darum, Ihnen einen Weg vorzugeben oder Ihnen meine Ansichten überzustülpen. Sie als Experte in eigener Sache geben die Richtung vor. Allein Sie bestimmen wo die Beratung hinführen soll, was hilfreich ist und was nicht. Ich formuliere sehr wohl Hypothesen und gute Ratschläge. Aber es liegt bei Ihnen, ob Sie dieses für nützlich halten und für sich verwenden möchten. Für viele ist es am Anfang paradox: „Ich komme doch in eine Beratung, weil ich keine Lösung für mein Problem habe. Ich dachte Sie können mir Lösungen nennen."
Natürlich erarbeiten wir Lösungen, die zum großen Teil durch mich angeregt werden. Diese erarbeiten wir ausschließlich gemeinsam. Um für Sie nützliche Lösungen herauszuarbeiten, müssen diese sich in erster Linie für Sie stimmig anfühlen, nicht für mich.
Dies zeigt einen weiteren Grundsatz der systemischen Beratung. Eigenverantwortung!
Lösungs- und Ressourcenorientierung
Im Fokus der systemischen Beratung stehen Lösungen und Ressourcen. Durch die Aktivierung von Ressourcen sollen Lösungen gefunden werden. Jedes Anliegen wird wertgeschätzt und bekommt seinen Raum, aber der Fokus ist lösungsorientiert.
„Über Probleme reden erzeugt Probleme, über Lösungen reden erzeugt Lösungen.", ein Zitat vom systemischen Psychotherapeuten Steve de Shazer. Er etablierte die systemische Beratung als "Lösungsorientierte Kurzzeittherapie". Viele kommen in die Beratung, weil sie schon Wochen, Tage und Stunden damit verbracht haben, über ein Problem nachzudenken. Diese "Problemtrance" möchte ich unterbrechen und Sie einladen einen anderen Blick einzunehmen. Durch systemische Interventionen und Methoden können in kürzester Zeit Lösungen für bereits jahrelange Probleme gefunden werden.
Mein Auftrag
Ich gehe davon aus, dass Menschen die freiwillig zu mir kommen eine Kooperationsbereitschaft mitbringen und mir einen Beratungsauftrag geben. Aber wie sieht ein "Auftrag" aus? Einer der zentralen Grundsätze in der systemischen Beratung ist die Auftragsklärung. Worin genau soll ich eigentlich helfen? Dafür nehmen wir uns Zeit. Denn die meisten Menschen kommen erstmal mit einem Anliegen. „Bei uns in der Familie ist immer so viel Stress und Aggressionen, ich will das es ruhiger wird und ich nicht mehr so erschöpft bin!" Jetzt schauen wir genau, was hinter dieser Aussage steht. Dies kann etwas dauern. Mögliche Aufträge könnten sich daraus ergeben:
Das Familiensystem und jeder einzelne benötigt mehr Raum und Ruhe, wie kann das gelingen?
Die Eltern müssen besser für sich sorgen, damit Sie mehr Kraft für den Familienalltag haben, wie kann das gelingen? Bedürfnisse und Grenzen werden nicht gewahrt, wie können sie geachtet werden? usw.
Dies ist natürlich erstmal alles hypothetisch und Sie nehmen sich was passen könnte. Erst dann formulieren wir einen konkreten Auftrag, halten diesen fest und bestimmen die Anzahl der Sitzungen bis zu einem Punkt an dem wir den Prozess evaluieren. Somit ist die Auftragsklärung elementar in der systemischen Beratung. Wenn Sie sich allerdings konkret mit einem Anliegen an mich wenden wie „Ich schlafe schlecht und benötige eine 10-Punkte-Liste für eine bessere Abendroutine, dann werden wir genau das zusammen erarbeiten. Ich werde nicht ungefragt versuchen irgendein anderes Thema anzugehen, welches nicht explizit besprochen oder mir aufgetragen wurde.
Im Allgemeinen benutze ich lieber die Begriffe: Beratungsraum, BeraterIn, KlientIn und Beratung als die Begriffe: Praxis, TherapeutIn, PatientIn und Therapie. Warum?
Menschen entwickeln zu bestimmten Begriffen Zuschreibungen. Die Begriffe Praxis, TherapeutIn, PatientIn und Therapie werden oft in Zusammenhang gebracht mit einer Erkrankung (patologisiert). Sie gehen zu einem Arzt/Ärtztin/Therapeut/Therapeutin, um ihre "Erkrankung" behandeln zu lassen. Somit entsteht ein Machtgefälle. Der eine wird behandelt der andere behandelt. Der eine übernimmt die Verantwortung eine Lösung zur "Heilung" parat zu haben und der andere wartet ab, bis die Lösung eintritt. Weiter ist die Hemmschwelle für Menschen größer, sich Unterstützung zu suchen, wenn Sie die Zuschreibung als "krank" selbst verinnerlichen.
Der Begriff Therapie verspricht Heilung von einer Krankheit, von Verletzungen oder seelischen Leiden.
Zu mir kommen Menschen, die vielleicht in einer Krise leiden und verletzt worden sind, sie sind aber erstmal nicht krank (gute Gründe). Sie haben ein Problem. Genauer, sie leiden darunter, dass die bisherigen Lösungsversuche nicht mehr funktionieren.
Die Begriffe: Beratungsraum, BeraterIn, KlientIn und Beratung respektieren die unterschiedlichen Bereiche: die persönlichen des Menschen und die fachlichen der Fachkraft. Beratung ist ein sehr flexibles Konzept. Beratung ist erstmal offen für alle Menschen, die mit einem Anliegen kommen. (Wertschätzung) Beratung verspricht nicht insgeheim das Erreichen eines Zieles (Konfliktfreiheit, Heilung, Besserung usw.), sondern Schritte in eine vereinbarte Richtung, die allmählich zu einer Besserung einer Situation führen. Diese Schritte können klein und groß sein. Sie können grundlegende Änderungsprozesse beinhalten oder ein einfaches Zuhören und Stützen. (Auftragsklärung) Ob und wie die in Aussicht gestellten Ziele erreicht werden, liegt nicht in der Verantwortung des Beraters/der Beraterin. Immer werden die Anliegen der Menschen geklärt und die nächsten Ziele und Schritte besprochen. (Hypothesenbildung/ Ressoucenaktivierung) Der/die KlientIn behält die volle Zuständigkeit und Verantwortung für sein Leben. (Eigenverantwortlichkeit)
"Die Freiheit zu sehen und zu hören, was ist, anstatt was sein soll,
was war oder was sein wird.
Die Freiheit zu sagen,
was man fühlt und denkt,
anstatt was man fühlen und denken sollte.
Die Freiheit zu fühlen, was man fühlt, anstatt was man fühlen müsste.
Die Freiheit, um das zu bitten,
was man möchte,
anstatt immer auf Erlaubnis zu warten.
Die Freiheit, auf eigene Faust etwas zu riskieren,
anstatt nur die Sicherheit zu wählen
und das Boot nicht zum
Schaukeln zu bringen."
(Virginia Satir)